AYURVEDISCHE KRÄUTER TEIL 2
Brahmi – das ayurvedische „Kraut der Weisheit“
für innere Ruhe, klares Denken und kräftiges Haar
Die warmen Spätsommertage neigen sich dem Ende zu, die Luft wird kühler und trockener, das Licht weicher und der Wind frischt auf. Mit dem Herbst beginnt nach Ayurveda die Vata-Zeit. Diese Jahreszeit trägt die Qualitäten leicht, trocken, beweglich und kalt. Viele Menschen spüren in dieser Phase innere Unruhe, Schlafprobleme oder Konzentrationsschwäche. Körperlich zeigen sich oft trockene Haut und Haare, ein schwächeres Immunsystem oder eine gewisse Nervosität.
Gerade jetzt ist es wohltuend, den Organismus mit ayurvedischen Kräutern zu unterstützen, die beruhigend wirken, das Nervensystem kräftigen und gleichzeitig den Geist klären. Ein besonders kraftvolles Kraut aus dem Repertoire der ayurvedischen Kräuter ist Brahmi (Bacopa monnieri), das in Indien seit Jahrhunderten als geistiges Verjüngungsmittel sehr geschätzt wird. Es gehört zur Gruppe der Medhya Rasayanas, Kräuter, die das Gedächtnis, die Konzentration und die geistige Klarheit fördern.
Was ist Brahmi?
Botanische Einordnung und spirituelle Bedeutung
Brahmi, auch „indisches Wassernabelkraut“ oder „Kleines Fettblatt“ genannt, gehört zur Familie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae). Die kleine, unscheinbare Sumpfpflanze mit zarten, weißen Blüten liebt feuchte Böden und lässt sich sogar hierzulande als Zimmer- oder Balkonpflanze ziehen.
Hinter ihrem schlichten Äußeren verbirgt sich ein Schatz: In Indien wird Brahmi als „Kraut der Weisheit“ verehrt. Der Name leitet sich vom Sanskrit-Begriff Brahman ab, dem höchsten Bewusstsein in der vedischen Philosophie. In alten Schriften wird Brahmi mit Saraswati, der Göttin des Lernens, der Weisheit und der Künste, in Verbindung gebracht. Sie soll den Menschen die Kraft schenken, klar zu denken, zu lernen und Wissen lebendig zu bewahren.

Ayurvedische Eigenschaften und Wirkung von Brahmi
Brahmi besitzt die Eigenschaften (Gunas) leicht und erwärmend. Sein Geschmack (Rasa) ist bitter und herb, der Nachverdauungseffekt (Vipaka) scharf. Damit wirkt es besonders ausgleichend bei Vata- und Kapha-Überlastung, kann jedoch Pitta in hohen Mengen leicht erhöhen.
In der ayurvedischen Tradition gilt Brahmi als Medhya Rasayana, also als nervenstärkendes und geistig verjüngendes Mittel. Es fördert Konzentration, Gedächtnis und innere Klarheit. Eigenschaften, die gerade in der bewegten Vata-Jahreszeit von unschätzbarem Wert sind.
Darüber hinaus wird Brahmi eine adaptogene Wirkung zugeschrieben. Es unterstützt den Körper, sich besser an Belastungen anzupassen (Adaptogen), beruhigt das Nervensystem und reguliert Stresshormone. Diese traditionelle Sicht wird zunehmend durch moderne Forschung gestützt, die zeigt, dass Inhaltsstoffe der Pflanze neuroprotektive, antioxidative und stressmindernde Eigenschaften besitzen.
Besonders bekannt ist seine Rolle bei Schlafstörungen: Brahmi hilft, abendliche Unruhe zu besänftigen und fördert erholsamen, tiefen Schlaf. Gleichzeitig steigert es tagsüber die geistige Leistungsfähigkeit und Konzentration. Eine seltene Kombination, die es zu einem der wichtigsten ayurvedischen Kräuter macht.
Auch in der äußeren Anwendung ist Brahmi seit Jahrhunderten geschätzt: Als Pulver, Öl oder Paste stärkt es die Haarwurzeln, pflegt die Kopfhaut, reduziert Schuppen und verleiht dem Haar Vitalität und Glanz. Gerade in der trockenen Herbstzeit ist es ein wirksamer Begleiter für gesundes, kräftiges Haar.
Anwendungsmöglichkeiten von Brahmi
Brahmi ist vielseitig einsetzbar: als getrocknetes Pulver (Churna), in Kapselform, als Tee, als Brahmi-Saft (Swarasa) gemischt mit Honig, als Ghee-Zubereitung (Brahmi-Ghee) oder auch als Öl für die äußere Anwendung. Da die Inhaltsstoffe fettlöslich sind, empfiehlt Ayurveda die Einnahme mit etwas Fett (z. B. Ghee), damit die Bioverfügbarkeit steigt. Für die äußerliche Anwendung sind Sesam- oder Kokosöl klassische Träger. In der Vata-Zeit ist Sesamöl besonders wohltuend, da es wärmend und nährend wirkt. Wer die Pflanze selbst anbaut, kann ihre frischen Blätter als zarte Beigabe in Salaten oder Kräutertees nutzen. Wichtig ist, die Einnahme regelmäßig und über einen längeren Zeitraum beizubehalten, um die volle Wirkung zu entfalten.
Brahmi im Alltag – wann einnehmen?
Damit Brahmi seine ganze Kraft entfalten kann, ist Kontinuität entscheidend.
- Wird Brahmi morgens eingenommen, fördert es Konzentration, geistige Leistungsfähigkeit und klares Denken, ideal für Tage mit hoher kognitiver Belastung.
- Am Abend wirkt es entspannend, beruhigt das Nervensystem und kann so einen erholsamen Schlaf unterstützen.
So passt sich Brahmi flexibel den individuellen Bedürfnissen an und schenkt innere Ruhe, wann immer sie gebraucht wird.

Hinweise zur Anwendung
Brahmi gilt allgemein als gut verträglich. Dennoch sollten Schwangere, Stillende und Menschen mit Schilddrüsenproblemen die Einnahme mit einem Arzt oder Ayurveda-Experten absprechen. Wie bei allen ayurvedischen Kräutern gilt: Weniger ist mehr. Beginnen Sie mit kleinen Mengen und steigern Sie langsam, um den Körper sanft an die Wirkung zu gewöhnen.
Damit Brahmi seine volle Wirkung entfalten kann, empfiehlt Ayurveda die regelmäßige Einnahme über einen längeren Zeitraum. Wie lange genau, hängt von den individuellen Bedürfnissen ab. Sprechen Sie am besten mit einem Ayurveda-Experten, Heilpraktiker oder Arzt, um die für Sie passende Dauer und Dosierung festzulegen.
Ayurvedische Haarpflege mit Brahmi
Stärkt die Wurzeln, beruhigt die Kopfhaut und schenkt Glanz.
Zutaten
- 2 EL Brahmi-Pulver mit warmem Wasser und 1 TL Sesamöl zu einer cremigen Paste verrühren.
- Optional: 1 TL Triphala-Pulver (besonders hilfreich bei juckender und schuppiger Kopfhaut).

Sanft in die Kopfhaut einmassieren und 20–30 Minuten einwirken lassen, bei sehr sensibler Kopfhaut 15–20 Minuten. Anschließend gründlich mit warmem Wasser und einem milden Shampoo auswaschen. Bei regelmäßiger Anwendung, etwa einmal pro Woche, wird das Haar kräftiger und die Kopfhaut spürbar entspannter.

Brahmi-Energie-Bällchen
Ein Snack für Konzentration und Energie im Alltag.
Zutaten
- 150 g entsteinte, weiche Datteln (ggf. in warmem Wasser einweichen)
- 100 g Mandeln (geschälte, dadurch bekömmlicher; wenn gewünscht anrösten)
- 1 TL Brahmi-Pulver
- 1 TL Ghee
- 1–2 TL rohes Kakaopulver (nach Geschmack)
- Optional: Walnüsse
Mandeln fein mahlen oder im Mixer zerkleinern. Datteln klein schneiden und zusammen mit den Mandeln, dem Ghee und Brahmi-Pulver im Mixer zu einer klebrigen Masse verarbeiten. Kakaopulver unterkneten. Aus der Masse kleine Bällchen formen (Walnussgröße). Nach Wunsch in Kakaopulver, Kokosraspeln oder Sesam wälzen.
1–2 Stück pro Tag sind eine wohlschmeckende Alltagsdosis für Fokus und Nervenstärke. Im Kühlschrank aufbewahren und innerhalb einer Woche verzehren.
Brahmi im RoSana Kurzentrum
Brahmi ist eines der wertvollsten ayurvedischen Kräuter für den Herbst: Es klärt den Geist, unterstützt Schlaf und Nervensystem und pflegt gleichzeitig die Haare. Damit ist es ein idealer Begleiter durch die Vata-Zeit, in der Trockenheit, Nervosität und Erschöpfung häufig spürbar sind.
Gerade jetzt im Übergang zum Herbst, wenn das Vata-Dosha spürbar an Einfluss gewinnt, schenkt uns Brahmi das, was wir am meisten brauchen: innere Ruhe, erholsamen Schlaf, geistige Klarheit und körperliche Vitalität. Ob als Tee, Öl, Pulver oder kleine Energiesnacks, dieses „Kraut der Weisheit“ ist ein wertvoller Begleiter durch die dunklere Jahreszeit.
Im RoSana Ayurveda Kurzentrum beraten wir Sie gerne, wie Brahmi und andere ayurvedische Kräuter individuell eingesetzt werden können, um Körper, Geist und Seele zu stärken. Besonders jetzt, da Herbst und Winter vor der Tür stehen, empfehlen wir unsere Immunbooster Kur. Eine wohltuende Kombination aus ayurvedischer Ernährung, Yoga, Kräutertherapie und regenerierenden Anwendungen, die Körper, Geist und Seele stärken und mit Energie durch die kalte Jahreszeit trägt.
Hier geht es zum ersten Teiler unserer Reihe über ayurvedische Kräuter: Tulsi – Heiliges Basilikum »

Immunbooster-Kur
Gerade in der Übergangszeit von Herbst zu Winter sowie im Winter selbst, wenn wir es mit nasskaltem Wetter, stetigem Temperaturwechsel von draußen nach drinnen, trockener Heizungsluft sowie einer höheren Virenlast zu tun haben, muss unser Immunsystem Höchstleistung vollbringen. Eine Immunbooster-Kur ist dann genau das Richtige!
Hier finden Sie unsere Immunbooster Kuren »Quellen:
Lad, Vasant: Selbstheilung mit Ayurveda. Das Standwerk der indischen Heilkunst. München: O.W. Barth Verlag, 2010.
Purle, Thorsten: Brahmi. Aktualisiert 27.02.2024 Link Abgerufen am 12.09.2025
Steuernagel, Ralph: Die Ayurveda Hausapotheke. In: Ayurveda. Journal für ein gesundes Leben. Ausgabe 02-2014. S.18-28.
Vademekum der ayurvedischen Mittel. Verzeichnis für Ärzte und Therapeuten. 2013.
Hinweis: Die dargestellten Eigenschaften und Wirkungen von Brahmi basieren auf der ayurvedischen Gesundheitslehre, ihrer Terminologie und jahrtausendealten Erfahrung. Sie entsprechen nicht den Standards der westlichen, wissenschaftlichen Medizin.
Bitte lassen Sie sich von Ihrem Arzt, Ayurveda-Experten oder Heilpraktiker beraten, bevor Sie Nahrungsergänzungsmittel verwenden, insbesondere, wenn Sie schwanger sind, stillen, Vorerkrankungen haben oder Medikamente einnehmen. Auch zur Dauer der Einnahme ist es sinnvoll, sich individuell beraten zu lassen.