AYURVEDISCHE KRÄUTER TEIL 1
Tulsi, Heiliges Basilikum
Ein Schatz unter den ayurvedischen Kräutern
Wenn wir im Spätsommer unser heimisches Basilikum in Töpfen oder im Garten betrachten, verbinden wir es meist mit mediterranen Gerichten, frischem Pesto oder als aromatische Beigabe in der Sommerküche. Doch wussten Sie, dass es in Indien eine enge Verwandte dieses beliebten Küchenkrauts gibt, die weit mehr kann? Tulsi, auch Indisches Basilikum oder Heiliges Basilikum genannt, zählt zu den wichtigsten ayurvedischen Kräutern und wird seit Jahrtausenden für Gesundheit und Wohlbefinden geschätzt.
Botanische Einordnung von Tulsi
Tulsi (Ocimum tenuiflorum, auch Ocimum sanctum genannt) ist eng mit unserem bekannten Basilikum verwandt und gehört zur großen Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Die Pflanze wächst buschig, wird in den warmen Regionen Indiens bis zu einem Meter hoch und verströmt einen intensiven, würzigen Duft. Besonders bekannt sind die Varianten Rama Tulsi mit grünen Blättern und Krishna Tulsi, deren Blätter violett schimmern.
Eine Pflanze mit spiritueller Bedeutung
Im Hinduismus gilt Tulsi als Verkörperung der Göttin Lakshmi, Symbol für Fülle, Glück und Wohlstand. Kaum ein indisches Haus kommt ohne einen Tulsi-Strauch aus, der täglich gepflegt und mit kleinen Ritualen geehrt wird. Ihm werden schützende Kräfte zugeschrieben. Wer Tulsi pflegt, so heißt es, lädt Segen und Harmonie ins Haus ein.
Ayurvedische Eigenschaften von Tulsi
Tulsi zählt zu den bedeutendsten ayurvedischen Kräutern und unterscheidet sich deutlich von unserem mediterranen Basilikum. Die Blätter schmecken leicht scharf, bitter, pfeffrig und intensiv aromatisch. Im Ayurveda werden sie den Geschmacksrichtungen scharf und bitter zugeordnet, was Tulsi seine reinigende, stoffwechselanregende und verdauungsfördernde Wirkung verleiht. Die Eigenschaften (Gunas) werden als leicht und trocken beschrieben, was es besonders wertvoll bei überschüssigem Kapha macht, da es Schwere, Schleim und Trägheit reduziert. Die Wirkkraft (Virya) wird als erwärmend beschrieben. Tulsi vertreibt Kälte, stärkt die Atemwege und fördert die Durchblutung. Auch nach der Verdauung (Vipaka) wirkt es weiterhin scharf, was die verdauungsanregenden und klärenden Eigenschaften zusätzlich verstärkt

Aus ayurvedischer Sicht bringt es vor allem Vata und Kapha wieder ins Gleichgewicht, während es Pitta leicht erhöhen kann. Deshalb eignet sich die Pflanze besonders in feucht-kalten Jahreszeiten oder bei kapha-typischen Beschwerden wie Verschleimung, Antriebslosigkeit oder Erkältungsneigung. Gleichzeitig hilft sie, vata-bedingte Nervosität und Unruhe auszugleichen.

Wirkungen aus ayurvedischer Sicht
Im Ayurveda wird Tulsi als „Königin der Heilpflanzen“ bezeichnet und gilt als Rasayana, also als ein Mittel, das Lebensenergie, Widerstandskraft und geistige Klarheit schenkt.
In den klassischen Schriften des Ayurveda wird Tulsi eine außergewöhnliche Vielfalt an positiven Eigenschaften zugeschrieben. Im Vademekum der ayurvedischen Mittel werden u. a. folgenden Wirkungen genannt:
- Immunsystem: Tulsi unterstützt die Abwehrkräfte und wirkt schützend vor Infekten.
- Atemwege & Allergien: Tulsi erwärmt, löst Schleim, öffnet die Atemwege und lindert Beschwerden bei Erkältung, Husten oder Heuschnupfen.
- Stoffwechsel & Verdauung: Tulsi regt Agni (Verdauungsfeuer) an, wirkt leicht entgiftend und hilft bei Vollgefühl.
- Stress & Nerven: Als Adaptogen hilft es, besser mit Stress umzugehen, steigert die Konzentrationsfähigkeit und bringt innere Ruhe.
- Herz & Kreislauf: Dank antioxidative Eigenschaften schützt es das Herz und die Gefäße.
Anwendungsmöglichkeiten von Tulsi
Tulsi kann in ganz unterschiedlicher Form verwendet werden. Am bekanntesten ist der Tee aus frischen oder getrockneten Blättern, dessen würzig-aromatischer Geschmack wohltuend wärmt und den Organismus klärt. Darüber hinaus ist Tulsi als Pulver (Churna) oder in Kapseln erhältlich, oft kombiniert mit anderen Kräutern zur Stärkung des Immunsystems oder in Stressphasen. Auch das frische Kraut findet Anwendung in der Küche, wobei sein Geschmack intensiver ist als der unseres Basilikums. Tulsi-Öl oder Tinkturen dienen äußerlich bei Hautirritationen oder Insektenstichen als natürliche Unterstützung.
Praktische Tipps für den Alltag
- Tulsi lässt sich auch bei uns im Topf oder im Garten ziehen, allerdings ist die Pflanze wärmeliebend und sollte frostfrei überwintert werden.
- Besonders in der Übergangszeit lohnt es sich, eine kleine Tulsi-Kur zu machen, etwa über 3 Wochen täglich 1- 2 Tassen Tee, um das Immunsystem zu stärken.
- Wer abends schlecht zur Ruhe kommt, kann Tulsi-Tee zusätzlich mit Rosenblüten oder Lavendel mischen. Das beruhigt die Nerven und schenkt erholsamen Schlaf.

Panchakarma-Kuren
Panchakarma-Kuren sind das Herzstück in der Ayurveda-Medizin und sorgen für eine gründliche Reinigung von Körper, Geist und Seele. Unsere indischen Ayurveda-Experten werden für Sie eine individuelle Therapie auf Grundlage der traditionellen Ayurvedalehre zusammenstellen und dabei Ihre Doshas sowie das bestehende Ungleichgewicht einbeziehen.
Hier finden Sie unsere Panchakarma-Kuren »Rezept-Tipp von Angela Bartl (Betriebsleiterin):
Ayurvedischer Tulsi-Tee
in einfaches Rezept für den Alltag, besonders wohltuend in der Übergangszeit Herbst.
Die Tulsi-Blätter zusammen mit dem frisch geschnittenen Ingwer und dem Zimt in eine Tasse oder Teekanne geben. Mit 250 ml heißem Wasser übergießen und 7–10 Minuten ziehen lassen. Anschließend abseihen. Wer mag, kann den Tee nach dem Abkühlen auf unter 40 °C mit etwas Honig süßen.
Dieser wohltuende Tulsi-Tee gilt im Ayurveda als immunstärkend, wärmend und beruhigend. Es empfiehlt sich, 1–2 Tassen täglich zu trinken. Während Schwangerschaft und Stillzeit sollte jedoch auf Tulsi verzichtet werden.
Zutaten
- 1 TL getrocknete Tulsi-Blätter (oder 3–4 frische Blätter)
- 1 kleines Stück frischer Ingwer
- ½ TL Zimt (Stange oder Pulver)
- 250 ml heißes Wasser


Ihr Weg zu mehr Wohlbefinden mit Tulsi
Tulsi ist weit mehr als nur eine indische Variante unseres Basilikums. Als fester Bestandteil der ayurvedischen Kräutertradition wirkt es stärkend, klärend und harmonisierend. Ob als Tee, Pulver oder frisches Blatt Tulsi ist ein wahrer Schatz aus der Natur, der Körper, Geist und Seele gleichermaßen unterstützt. Kein Wunder, dass es in Indien seit Jahrtausenden als heilig verehrt wird.
Im RoSana Ayurveda Kurzentrum begleiten wir Sie dabei, die Kraft von Tulsi und anderen ayurvedischen Kräutern im Alltag zu entdecken. Hier erfahren Sie, wie kleine Rituale, ayurvedische Ernährung und Heilkräuter dabei helfen können, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen.
Tulsi ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie Ayurveda natürliche Ressourcen nutzt, um Gesundheit und innere Balance zu fördern. Probieren Sie es aus und genießen Sie den Tulsi-Tee.
Quellen:
Andrea Zoller: Heilpflanzen der Ayurvedischen Medizin – Ein praktisches Handbuch. Heidelberg: Haug, 1997.
Vademekum der ayurvedischen Mittel. Verzeichnis für Ärzte und Therapeuten. 2013.
Hinweis: Die dargestellten Eigenschaften und Wirkungen von Tulsi basieren auf der ayurvedischen Gesundheitslehre, ihrer Terminologie und jahrtausendealten Erfahrung. Sie entsprechen nicht den Standards der westlichen, wissenschaftlichen Medizin. Es gibt keine pharmakologische oder krankheitsheilende Wirkung im Sinne der westlichen Medizin. Tulsi gilt in Europa als Lebensmittel und nicht als Arzneimittel.
Bitte lassen Sie sich von Ihrem Arzt, Ayurveda-Experten oder Heilpraktiker beraten, bevor Sie Nahrungsergänzungsmittel verwenden, insbesondere, wenn Sie schwanger sind, stillen, Vorerkrankungen haben oder Medikamente einnehmen.





